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warum strafe nicht wirkt (und es nur manchmal so aussieht)

strafe in der hundeerziehung

mit der strafe ist es in der hundeerziehung so eine sache.
die wenigstens können sich vorstellen, dass es ganz ohne strafe geht.
gleichzeitig wollen viele strafe gar nicht anwenden müssen –
und wiederum anderen ist gar nicht klar, was alles (schon) strafe ist.

bevor wir uns daher mit der wirksamkeit von strafe als erziehungsmittel beschäftigen,
müssen wir erst mal festhalten, was unter strafe zu verstehen ist.

(und vorab: wer sich viel lieber mit fairer erziehung und neuesten erkenntnissen über hunde beschäftigen mag, bekommt das demnächst und aus besonderem anlass (wird im webinar verraten) –  im neuen webinar „7 verblüffende dinge über hunde, die du wissen musst“, für das du dir gleich hier deinen platz reservieren kannst.

was ist strafe?

strafe ist alles, was der hund als unangenehm empfindet.

das ist vor allem alles, was ihm direkt an unangenehmem zugefügt wird.
die klassischen prügel und andere formen der körperlichen züchtigung fallen da rein.
die sind offensichtlich.

die weniger harschen methoden wie das leichte „zupfen“ an der leine,
das „anstupsen“ in der nierengegend oder mal eben mit der taschentuchpackung auf die nase klopfen
gehören ganz genauso dazu.
auch das überrascht nicht.

wir dürfen aber nicht nur an jene dinge denken, die man dem hund absichtlich zufügt, um ihm was „abzutrainieren“.
der hund empfindet auch einiges andere als unangenehm.

wenn zum beispiel der mensch die nerven verliert und ihn anschnauzt,
wenn er körpersprachlich bedrängt wird,
wenn man ihn packt und festhält zum knuddeln,
wenn was laut krachend neben ihm zu boden knallt,
und so weiter und so weiter.

es ist nicht unsere absicht, die etwas zur strafe macht,
sondern das, was beim hund ankommt.

die wirkung von strafe

unser glück ist, dass nicht jedes dieser unangenehmen dinge tatsächlich als strafe wirkt
und daher das verhalten des hundes nachhaltig beeinflusst.
(unangenehm bleibt es trotzdem, der beziehung tut es auch nicht gut,
doch das verhalten des hundes verändert sich dadurch nur bedingt).

das liegt daran, dass drei kriterien gegeben sein müssen,
damit etwas tatsächlich als strafe wirkt und dazu führt,
dass der hund die betroffene verhaltensweise lieber bleiben lässt.

1. unmittelbarkeit

die strafe muss sofort und unmittelbar nach dem betroffenen verhalten erfolgen,
damit der hund einen zusammenhang erkennt und die strafe als folge seines verhaltens versteht.

da die wahrnehmung und reizverarbeitung beim hund sehr rasch erfolgt,
heißt das: es kann um bruchteile einer sekunde gehen.

kommt die strafe auch nur eine sekunde zu spät und der hund ist mit seiner wahrnehmung grad ganz wo anders –
sagen wir er sieht in dem moment ein gelbes auto –
so bezieht er die strafe auf das wahrgenommen und entwickelt in unserem beispiel vielleicht eine abneigung gegen gelbe autos.

vorausgesetzt das passiert nicht nur einmal.

2. konsistenz

damit der hund einen lerneffekt aus der strafe hat, muss die auch jedes einzelne mal stattfinden.

springt er also am menschen hoch und wird mal gestreichelt und mal angebrüllt,
dann ergibt das für ihn keinen sinn.

wenn etwas mal positiv, mal negativ und oftmals einfach neutral ist,
richtet der hund sein verhalten nicht danach aus, sondern folgt anderen motiven.

nur wenn jedes einzelne mal die strafe seinem verhalten auf dem fuss folgt, kann ein lerneffekt eintreten.

allerdings nur dann, wenn die dosis passt.

3. intensität

die strafe muss dem hund nämlich deutlich unangenehm sein.
hebt jemand nur ein wenig die stimme, schüttelt der hund das vielleicht noch ab
(achtung: je nach hund und sensibilität sehr unterschiedlich),
erst wenn gebrüllt wird, empfindet er das als strafe.

andererseits kann die intensität so heftig ausfallen, dass der hund völlig verstört ist,
im extremfall vielleicht sogar traumatisiert.
das ist natürlich nicht ziel der hundeerziehung (und lernen findet dann sowieso nicht mehr statt).

die richtige dosierung der strafe angepasst ans naturell des hundes und seine aktuelle emotionel verfassung zu finden,
ist also gar nicht so einfach.

der haken an der sache

strafe wirkt als mittel der erziehung – also mit dem ziel, ein unerwünschtes verhalten los zu werden – nur dann,
wenn sie
– jedes einzelne mal
– auf die sekunde genau
– in der exakt richtigen intensität
eintritt.

was im praktischen leben vollkommen unmöglich ist.
die kriterien sind bei lernstudien im labor grade noch so hinzukriegen,
im alltag und ohne jede wache minute direkt neben dem hund und jederzeit bereit zum verabreichen einer strafe zu sein,
geht das einfach nicht.

ergo: strafe als erziehungsmittel kann gar nicht funktionieren.

und doch sieht es manchmal so aus, als hätte der hund sehr wohl kapiert, dass er was nicht machen soll.
wie erklärt sich das?

das phänomen verhaltensunterdrückung

das kommt daher, dass hunde auf eine heftige unangenehme erfahrung damit reagieren,
dass sie vorerst mal stillhalten.

sie haben sozusagen einen dämpfer abgekriegt, warten nun ab, ob da noch was kommt
und machen in der zeit möglichst wenig, um nicht irgendwas zu provozieren.
„verhaltensunterdrückung“ nennt man diese reaktion.

sie tritt übrigens auch bei menschen auf.
bestes beispiel: wer mal mit zu hohem tempo in die radarfalle gefahren ist und es merkt,
steigt sofort auf die bremse und fährt die nächsten paar kilometer langsamer als erlaubt.

was rational betrachtet unlogisch ist.
logisch wäre, stattdessen erst recht aufs gaspedal zu steigen,
weil ja unmittelbar nach einer radarfalle nicht gleich noch eine kommt und man daher nicht erwischt würde.

in beiden fällen – beim hund wie beim menschen – tritt nicht der gewünschte lerneffekt ein.
man ist zwar kurz gehemmt, dann macht man weiter wie gehabt.
weil nämlich die drei oben genannten kriterien nicht eingehalten werden (können).

strafe ist also nicht nur ethisch problematisch und der beziehung zum hund abträglich
(mehr dazu dann nächste woche im blog), sie wirkt auch schlicht und ergreifend nicht.

warum also immer weiter etwas wirkungsloses tun?

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3 gründe für mangelnde kommunikation mit dem hund

kommunikation mit dem hund

vor fast jedem problem kommt es zuerst zum zusammenbruch der kommunikation mit dem hund.
ob er nun an der leine pöbelt, besucher anbellt oder „nur“ nicht reagiert auf signale oder an der leine zieht.
immer ist bereits vorher eine störung in der kommunikation aufgetreten.

damit mein ich jetzt nicht, dass der hund einfach nicht hört,
sondern das, was am anderen ende der leine passiert.

(zum thema „wenn der hund nicht hört“ gibt’s in kürze ein brandneues (kostenloses) webinar)

für unsere zwecke schränken wir das auch auf jene ein, die ein aktives interesse an einem miteinander mit dem hund und einer funktionierenden kommunikation mit ihm haben.
(jene, die im hund sowieso nur einen befehlsempfänger sehen, der bitte gehorchen soll, sind sowieso ein ganz eigenes kapitel.)

und trotzdem klappt es so oft nicht.

selber merkt man es meist erst dann, wenn dann irgendein problem auftaucht.
wenn der hund nicht mehr gut ansprechbar ist, wenn er unerwünschtes verhalten zeigt,
wenn seine emotionen mit ihm durchgehen, etc.

oft zeigen sich dem außenstehenden beobachter aber schon lange davor deutliche zeichen,
dass die kommunikation gerade bei gemeinsamen unternehmungen – weniger beim abendlichen kuscheln – nicht gut läuft.

woran liegt das nun?

es sind drei zutiefst menschliche mechanismen, die dazu führen:

1. mangelnde aufmerksamkeit

damit kommunikation stattfinden kann, braucht es einen sender und einen empfänger,
die beide gleichzeitig den „kanal“ offen haben.

genau hier liegt das erste problem.

der mensch hat wenig aufmerksamkeit beim hund, solange alles gut läuft.
was auch dazu führt, dass er die kommunikationsversuche des hundes in dieser phase nicht mitbekommt
oder nur am rande registriert und nicht darauf reagiert.

hat dann der hund nur noch wenig aufmerksamkeit für den menschen,
weil er abgelenkt ist oder was aufregendes auf der bildfläche erscheint,
dann versucht zwar der mensch es mit kommunikation, aber der „empfänger“ ist nicht mehr wirklich aufnahmebereit.
(mehr dazu dann im oben erwähnten webinar).

was zu der erfahrung führt, dass dem hund mit ansprache nicht beizukommen ist.
je öfter diese negative erfahrung und der frust vorkommen,
desto mehr gelangt der mensch unbewusst zur auffassung, dass kommunikation „eh nichts bringt“
und probiert’s erst gar nicht mehr damit.

stattdessen gibt’s mehr druck, strengeren tonfall, mehr kontrolle, womöglich einen leinentruck oder andere strafen, etc.
alles nur, weil am anfang ein aufmerksamkeitsdefizit stand.

2. leinenkontrolle

nichts gegen die leine, sie ist ein wichtiges hilfsmittel und ohne geht es eben nicht.
aber ist dir schon mal aufgefallen, wie anders dein hund und du miteinander umgehen,
je nachdem, ob die leine dran ist oder nicht?

ist der hund nämlich angeleint, bemühen sich viele menschen erst gar nicht groß um kommunikation.
wozu auch, der hund hängt ja sowieso an der leine und kann sich ihnen nicht entziehen?
da wird mit ihm kaum noch geredet, es gibt selten signale und gesten und blicke fallen fast weg.

ein kleines experiment bestätigt das:
man muss nur die leine durch einen dünnen wollfaden ersetzen
und dann mit dem hund die selbe strecke gehen oder die selbe aufgabe bewältigen.
schon schaut die sache ganz anders aus und der mensch kommuniziert plötzlich aktiv!

wenn wir mit dem hund unterwegs sind, ist unser ziel immer auch,
den hund bei uns und unter unserem einfluss zu halten.
ohne leine bemühen wir uns darum deutlich mehr – nämlich durch kommunikation.

die leine aber gibt uns die trügerische sicherheit, der hund wäre eh unter unserer kontrolle.
spätestens beim leinenpöbeln stellt man fest, wie wenig das stimmt.

im idealfall ist die leine einfach ein ding, das eben auch noch dabei ist und locker am hund hängt,
während das eigentliche lenken und führen über kommunikation stattfindet.

3. überforderung

der dritte grund für den zusammenbruch der kommunikation ist schließlich recht simpel.
und häufig.

wenn wir in stress geraten,
wenn wir mit dem hund überfordert sind,
wenn wir eine situation mit dem hund zu viel wird,
hören wir auf zu kommunizieren.

in der überforderung gewinnt der bereich der emotionalen steuerung im gehirn mehr einfluss auf unser verhalten.
statt überlegt zu handeln und noch kommunizieren zu können (was nämlich die aktivität der großhirnrinde erfordern würde),
reagieren wir emotional und fangen an, den hund anzuschnauzen, laut zu schimpfen,
ihn körperlich wegzudrängen oder einzuschüchtern und ähnliches.
kommunikation ist nicht mehr.

das sind alles dinge, von denen wir natürlich wissen, dass wir sie nicht tun sollten.
mehr noch: dass sie die sache nur schlimmer machen, weil nun auch der stresspegel des hundes steigt.
wir können uns nur im moment nicht anders helfen.
(das gibt uns übrigens eine gute vorstellung davon, wie schwer impulskontrolle ist).

da hilft dann nur mehr den hund hund sein zu lassen
und mal eine runde wegzugehen und runterzukommen,
wenn das geht.

für alle situationen, wo das nicht möglich ist, gilt:
rechtzeitig vorher einen plan entwickeln oder üben, wie man damit umgeht,
damit einen der moment dann nicht überfordert.
und dabei immer eine funktionierende kommunikation aufrecht halten.

fazit

ein freundlicher umgang mit dem hund ist nur möglich,
solange die kommunikation zwischen hund und mensch in beide richtungen gut läuft.
die grundvoraussetzung dafür ist aufmerksamkeit von beiden seiten
(über die vielleicht fehlende vom hund unterhalten wir uns demnächst im webinar „wenn der hund nicht hört“). 

steckt man ein wenig an bemühen in die kommunikation,
kann man sich damit einiges an problemen später ersparen oder sie zumindest abmildern.
mal ganz abgesehen davon, dass das zusammensein zwischen hund und mensch viel angenehmer läuft.

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"schwerhörigkeit" beim hund: nur eine phase?

hund hört nicht

wenn der hund nicht auf signale hört oder seinen menschen gänzlich ignoriert und das womöglich öfter mal,
dann entschuldigen manche das schon mal mit „das ist grad die pubertät“
oder „der hat grad so eine phase“.

was einerseits nicht ganz verkehrt ist.
andererseits aber gefährlich werden kann.

was wirklich dahintersteckt, wenn der hund die ohren auf durchzug hat, das schauen wir uns demnächst im webinar „wenn der hund nicht hört genauer an).

heute wollen wir erst mal die theorie von den „phasen“ genauer unter die lupe nehmen.

1. junghund

da wäre als erstes die welpenphase zu nennen
bzw. die ersten monate, wo der hund noch ganz jung ist.

es scheint logisch, dass er da signale (noch) nicht verlässlich ausführt,
weil er ja noch ein junghund ist und nicht viel gelernt hat.

das stimmt einerseits.
denn natürlich hat man mit dem ganz jungen hund noch nicht viel üben können
und eine festigung der grunderziehung braucht halt zeit.

andererseits aber lernen gerade welpen und junge hunde blitzschnell.
in der realität zeigt sich, dass oft der welpe und der junghund besser „hören“
als so manch älterer vierbeiner.

das liegt daran, dass die hundemenschen mit dem welpen viel aufmerksamer und bewusster umgehen
und weniger unrealistische erwartungen an den hund haben.
daher klappt einiges mit dem kleinen überraschend gut, auch ohne monatelange zeit für erziehung gehabt zu haben.

2. pubertät

das ändert sich dann allerdings bald.
mit jedem monat, das der junghund älter wird, scheint er weniger aufmerksam zu werden
oder schlechter auf seinen menschen zu hören.

das muss doch dann die pubertät sein, oder nicht?

es stimmt zwar, dass die körperlichen veränderungen,
die mit dem erlangen der sexuellen reife einhergehen,
den hund einiges an energie kosten und sein gehirn zum teil „blockieren“.

man ist daher gut beraten, vom hund in der zeit nicht allzuviel zu verlangen,
keine neuen und schon gar keine anstrengenden übngen mit ihm aufzubauen
und viel geduld aufzubringen.

allerdings ist längst nicht an allem die pubertät schuld.
es haben sich schlicht im lauf der monate bis dahin einige schlampereien bei der erziehung angesammelt.

im ungünstigen moment was verlangen,
das signal ein paar mal wiederholen, wenn’s der hund nicht gleich macht
und dann sein zu lassen, weil man’s nicht durchsetzen kann oder will.

schon hat der hund gelernt, dass er gar nicht „hören“ muss.
mit pubertät hat das nichts zu tun.
(kleimer tipp: wenn die „pubertät“ schon länger als zwei oder drei monate dauert, ist es eher nicht die pubertät).

der beitrag der pubertät besteht nur darin,
dass der hund mit dem älter werden sicherer wird,
weniger emotional abhängig vom menschen und dadurch mehr am austesten seiner grenzen.

beim pubertierenden hund gilt umso mehr, was generell gilt:
geduldig sein, aber genau.
sonst lernt der hund für’s leben ….. dass er nicht hören muss.

3. „schwierige“ phasen

phasen, in denen der hund besonders „schwierig“ erscheint,
gibt es natürlich auch altersunabhängig.
meist handelt es sich um rückfälle, die man sich nicht erklären kann.

„ich weiß auch nicht, was los ist, aber seit einer woche ist er wieder …..“
fällt die beschreibung dann häufig aus.

fragt man ein wenig nach, stellt sich schnell heraus,
dass die phase vor allem für den hund selber schwierig ist,
weil nämlich aus unterschiedlichsten gründen ein hoher stresspegel herrscht.

das kann den hund direkt betreffen, der grad alles mögliche an ereignissen und erfahrungen zu verkraften hat
(urlaub, neuer hund im haus, läufige hündinnen in der gegend,…… ).
es kann aber auch der stress, dem die menschen grade vermehrt unterliegen,  dazu führen,
dass der hund damit nicht mehr klar kommt und daher „schwierig“ wird.

in dem fall ist klarerweise nicht die „phase“ schuld,
sondern der pegel an stresshormonen im hund, dem man deutlich leichter begegngen könnte
als der „phase“.

4. fortgeschrittenes alter

die einzige „phase“, wo schwerhörigkeit tatsächlich begründbar ist,
ist der alternde hund, dessen gehör nachlässt.

das ist allerdings längst nicht bei allen alten hunden die ursache.
viele ältere hunde hören selektiv ganz leise geräusche (kühlschranktür!) bestens,
einen lauten rückruf hingegen nur gelegentlich.

das liegt nun daran, dass sich im lauf der jahre eine gewisse bequemlichkeit eingestellt hat.
man weiß sowieso, woran man miteinander ist und wann was wirklich nötig ist.
den rest der zeit entwickelt der alternde hund gern ein gewisses eigenleben,
das ihm sein mensch auch viel schneller nachsieht, weil es ja ein alternder hund ist.

hören könnte der hund wunderbar,
gäb’s gelegentlich etwas üben samt leckerchen zum auffrischen, würde er auch prompt reagieren.
so aber lässt er lieber mal alle fünfe grade sein, und sein mensch mit ihm.

 

fazit

wie gut der hund „hört“, hat mit unterschiedlichsten faktoren zu tun (mehr dazu im webinar),
aber nur sehr bedingt mit einer „phase“.

natürlich soll man rücksicht drauf nehmen, wenn der hund grad stressige wochen hat
oder mitten in der pubertät steckt.

man sollte nur nicht der versuchung unterliegen, sich die unaufmerksamkeit des hundes als „phase“ schönzureden
und zu hoffen, dass alles von selber wieder besser wird, wenn erst diese phase mal vorbei ist.

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drei hundetypen und was sie beim erziehen brauchen

hund erziehen

nicht jeden hund kann man gleich erziehen, auch wenn für alle die selben lernregeln gelten
(mehr dazu hier).

die hunde müssen zwar alle mehr oder weniger das gleich lernen,
doch wie man es ihnen beibringt, macht einen unterschied.
da brauchen die verschiedenen typen unterschiedliche zugänge.

bevor wir dazu noch kommen:
es gibt absolut essenzielle grundübungen, die am besten jeder hund von anfang an lernt.
doch die kommen in den hundeschulen und ratgebern kaum oder gar nicht vor.
daher stell ich euch die demnächst (kostenlos) per video vor, samt anleitung zum nachmachen.
wer interesse hat, kann „die drei anker übungen“ gleich hier anfordern:

 

drei bedürfnisse

wenn wir uns mit den unterschiedlichen anforderungen an die hundeerziehung beschäftigen,
die jeder hund anders stellt, dann ist es manchmal leichter,
nicht die hunde irgendwie in typen einzuteilen
oder gar dann in schubladen zu pressen,
sondern danach vorzugehen, welches bedürfnis bei ihnen am stärksten ausgeprägt ist.

wenn es um lernen und erziehung geht, kann man dabei drei kernbedürfnisse unterscheiden.
und ja: sie kommen auch in mischungen vor.
je besser man den eigenen hund kennt, desto genauer kann man die übungen an seine bedürfnisse anpassen.

wenn man den hund noch ganz neu hat und noch nicht so gut kennt,
dann einfach gut beobachten und ein bisschen experimentieren,
womit er sich am leichtesten tut.

1. bedürfnis nach abwechslung

die hundeerziehung lief und läuft immer noch so ab,
dass der hund etwas neues lernt und dann x-mal wiederholen soll,
bis es optimal klappt.

das macht – richtig aufgebaut und mit steigendem schwierigkeitsgrad interessant gehalten – für viele sinn.
für manche hunde aber passt das gar nicht.

ihnen wird schnell langweilig, wenn sie die gleiche übung fünf oder zehn mal hintereinander machen sollen.
sie verlieren das interesse, haben keine motivation mehr
und entsprechend schlampig und lustlos fällt die übung dann aus.

da darf man sich nicht dazu verleiten lassen, noch mehr wiederholungen reinzupacken,
weil es ja „noch nicht klappt“. das wäre genau verkehrt.

es sind meist die extrem sensiblen und extrem intelligenten hunde,
die mit zu vielen wiederholungen schlecht zurecht kommen.
sie sind überdies sehr stressanfällig.

wenn der druck beim üben dann steigt, wird es ihnen endgültig zu viel
und sie hibbeln nur noch rum oder verweigern.

für diese hunde ist abwechslung wichtig.
jede übung nur kurz und wenige wiederholungen
mit raschen steigerungen, damit es spannend bleibt.
mit vielen pausen dazwischen, damit keine überforderung aufkommt.
und jedenfalls so, dass sie dabei denken dürfen und geistige auslastung bekommen.

2. bedürfnis nach routine

ganz anders sieht die sache bei jenen hunden aus,
die durch neues und neue anforderungen zu schnell überfordert sind.

sie sind dankbar, wenn es fixe abläufe und routine gibt,
weil das erwartungssicherheit für sie schafft,
weil sie sich auskennen, keine unangenehmen überraschungen fürchten müssen
und nicht das gefühl bekommen, durch rasche wechsel schnell überfordert zu sein.

routine heißt nicht unbedingt, dass nichts neue gelernt werden soll
oder dieser hundetyp seine 200 wiederholungen einer simplen übung braucht.
das wäre grundverkehrt.

sie mögen aber gleichbleibende abläufe beim üben.
vielleicht die selbe tageszeit oder das selbe übungsgelände,
den einstieg mit einer schon bekannten übung und dann abwandlugnen davon.

neues wollen sie erst in ruhe beäugen können und sich dem langsam nähern können
und neue übungen sollte man in aller ruhe, in ganz kleinen schritten
und so aufbauen, dass der hund nie das gefühl von (selbst)sicherheit verliert.

in diese kategorie fallen in aller regel zwei gruppen von hunden:

erstens die etwas unsicheren und vorsichtigen hunde, die zeit brauchen
und von neuem schnell mal überfordert sein können.

und zweitens jene hunde, die nie gefördert wurden und mit dem lernen selber wenig erfahrung haben.
häufig also hunde aus dem tierschutz oder aus einer haltung,
wo sich niemand viel mit ihnen beschäftigt hat.
sie müssen erst das lernen selber lernen, sie müssen anleitungen des menschen
und oft sogar die kooperation mit dem menschen selber erst lernen.

3. bedürfnis nach freiraum

wo die einen gern den menschen an ihrer seite wissen,
weil der entweder spannende aufgaben (bedürfnis abwechslung)
oder aber sicherheit und rückhalt (bedürfnis routine) bietet,
sind die anderen froh, wenn der mensch ihnen nicht dauernd über die schulter schaut.

wenn man ihnen alles klein, klein vormacht und zeigt und „vorgekaut“ serviert,
werden sie manchmal widerspenstig und desinteressiert.

sie wollen nämlich selber draufkommen.
sie möchten gelegenheit zum ausprobieren haben und entdecken,
wie was funktioniert und wie sie zum erfolg kommen können.

für sie ist wirklich der weg das ziel,
soll heißen: sie haben ihren spaß daran, herauszufinden, wie es geht.
das richtige ergebnis selber und selbst die belohnung dafür spielen nur eine nebenrolle.

diesen hunden muss man lerngelegenheiten bieten
und sie dann machen lassen
(so schwer einem das als mensch manchmal fallen mag).

sie stecken rückschläge und fehler meist recht locker weg und probieren eben was anderes aus.
(nur vorsicht: eine intervention des menschen in dem moment ist aufmerksamkeit und damit eine falsche belohnung!)

natürlich bringen sich auch diese hunde nicht alles selber bei,
schon gar nicht das, was unsereins im alltag braucht wie leinenführigkeit oder rückruf.
und klarerweise sollte man auch diese hunde nicht mit viel zu schwierigen aufgaben überfordern,
sondern ihnen immer nur solche stellen, die sie auch bewältigen können.

es sind in der regel sehr eigenständige und selbstsichere hunde,
die ihren eigenen kopf haben – und gern einsetzen.
die kunst besteht darin, die lernsituationen so zu organisieren,
dass der hund seinen eigenen kopf für das einsetzt, was wir ihm vermitteln wollen.

fazit

bevor man also sagt:
„bei meinem hund funktioniert diese methode nicht“ oder
„mein hund interessiert sich für sowas nicht“ 
sollte man also kurz in sich gehen oder ausprobieren,
ob es nicht vielmehr an der art und weise liegt,
wie wir versuchen den hund zu erziehen und die nicht seiner art und seinen bedürfnissen entspricht.

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kann man alle hunde auf gleiche art erziehen?

hunde erziehen

hunde sind so unterschiedlich, kann man da wirklich alle auf die gleiche weise erziehen?

diese berechtigte frage taucht immer wieder auf.
die antwort ist simpel:

ja.
und nein.

gleiche lernregeln

ja deswegen, weil alle hunde den gleichen lernregeln unterliegen.
übrigens nicht nur alle hunde, sondern ziemlich alle tiere, menschen inklusive.

diese lernregeln sind zusammengefasst recht simpel:
erstens wird alles abgespeichert, was zum gewünschten erfolg führt.
zweitens wird nichts weiterhin gemacht, was einen mißerfolg bringt.

in der anwendung ist die sache ungleich komplizierter,
doch die erkenntnisse der lerntheorie gelten für alle hunde gleichermaßen.

was wir aus der lernforschung auch wissen:
lernen über erfolg – also über belohnung und das erreichen des gewünschten – funktioniert nachhaltiger.
lernen mit strafmethoden hingegen führt neben schlechteren lernergebnisse auch zur verunsicherung des hundes.

zu behaupten, dass manche rassen oder manche hunde eben eine „deutliche ansage“ und strafe brauchen, ist quatsch.
natürlich gibt es unterschiedliche hundetypen,
doch die lernregeln gelten für sie alle gleich.

unterschiedliche typen

dass die lernregeln für alle gleich sind,
bedeutet allerdings nicht, dass man alle hunde bei der erziehung über einen kamm scheren kann.

erziehung besteht aus deutlich mehr als den lernregeln.
dazu gehört zum beispiel die lernumgebung, die beziehung zwischen hund und mensch,
die lernbereitschaft des hundes, seine motivation für die aufgabe,
die art der interaktion zwischen hund und mensch.
und nicht zuletzt das naturell des hundes.

wo die einen supersensible sind und alles gleich erfassen
(und dabei vor allem kleinste negative erfahrungen auf ewig abspeichern),
sind die anderen durch nichts zu erschüttern oder eigenständig (und dadurch vermeintlich „desinteressiert“)
oder nur bei bestimmten dingen mit feuereifer dabei, bei anderen aber völlig unmotiviert.

wie man ihnen etwas beibringen kann,
unter welchen umständen sie am besten lernen (und unter welchen eher schlecht),
wie man die nötige motivation fördern kann
und worauf man rücksicht nehmen muss,
variiert daher von hund zu hund stark.

ein einheitliches rezept für die hundeerziehung funktioniert daher nicht.

um das klar zu sagen:
ja, in der grunderziehung müssen sie alle mehr oder weniger dasselbe lernen.
ja, die lernregeln gelten für alle gleich.
ja, die erziehungsmethode über belohnung hat sich für alle am besten bewährt.
die erziehung aber läuft von hund zu hund unterschiedlich ab.

passende trainingsmethoden

es macht einen unterschied, ob ein hund sagen wir eine dog-dance übung oder das apportieren lernen soll,
der das lernen von klein auf gelernt und mit seinem menschen viel ausprobiert hat,
ober ob es ein schon älterer hund ist, der außer als hofhund oder streuner aufgewachsen ist
und keine (positive) erfahrung mit erziehung hat.

die erziehung muss für einen schnell gestressten hund, der wenig außenreize verkraften kann,
anders aussehen als für einen gelassenen hund aus einer arbeitslinie,
der gar nicht genug kriegen kann.

die trainngsmethode muss also an den hund angepasst werden.
soll heißen, das lerntempo, die übungsdauer, die zahl der wiederholungen,
die art der anleitung durch den menschen,
die formen der belohnung und viele andere „kleinigkeiten“ müssen so erfolgen,
wie es am besten für den hund passt.

wie man die passende trainingsmethode für den eigenen hund findet
und welche richtlinien dabei für die verschiedenen hundetypen gelten,
dazu dann mehr nächste woche heir im blog.

(blog gleich abonnieren – gratis – wenn du den artikel nicht verpassen magst.)

 

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7 dinge, an denen du eine wirklich gute hundeschule erkennst

gute hundeschule

wieviele wenden sich nicht vertrauensvoll an eine vermeintlich gute hundeschule,
nur um wochen oder gar monate später festzustellen, dass dort so einiges für ihren hund nicht passt.

da ist der schaden aber bereits angerichtet.
das, was in sachen hundeerziehung schief gegangen ist,
was der hund falsch oder nicht gelernt hat oder wo die mensch-hund-beziehung schaden genommen hat,
muss man mit viel mühen und oft erheblichem aufwand wieder neu aufbauen oder wegtrainieren.

(übrigens: leichter klappt die hundeerziehung, wenn man sich beim üben ein paar profi-tricks abschaut. die verrat ich euch demnächst im neuen (kostenlosen) webinar „5 profi tricks für raschere trainingserfolge“, für das man sich gleich hier einen platz reservieren kann:

welche hundeschule passt?

grundsätzlich gibt es bei den hundeschulen und trainer:innen zwei schläge:
die einen, die mit positiver bestärkung und gewaltfreien methoden arbeiten.
die anderen, die althergebracht über korrekturen und strafe erziehen.

das letzteres nicht in frage kommt, ist eh klar.
einige kriterien bei der auswahl der hundeschule liegen auf der hand:

in einer vernünftigen hundeschule wird ohne leinenruck, ohne knuffe und ähnliches gearbeitet,
es gibt kein alpha-gedöns und rudelordnungs-blabla,
die hunde tragen brustgeschirr statt halsband,
kurse finden in kleingruppen statt,
es herrscht ein freundlicher umgangston gegenüber hund und mensch
und die trainer:innen können qualifizierte ausbildungen nachweisen.

man muss aber genau hinschauen.
nicht alles, was sich gewaltfrei nennt, ist es auch.
nicht alles, wo die oben genannten mindeststandards eingehalten werden, ist auch wirklich top qualität.

daher hab ich hier ein paar qualitätskriterien zusammengestellt,
die helfen können, eine wirklich gute hundeschule aus der fülle des angebots herauszufinden.

7 qualitätskriterien

egal ob hundeschule oder trainer im einzelunterricht,
wer wirklich was kannt, lässt sich in der regel an folgenden punkten ablesen:

1. körpersprache
gibt es hinweise und erklärungen darauf, wie einerseits das ausdrucksverhalten des hundes zu deuten ist
und andererseits darauf, wie der mensch mit der eigenen körperhaltung den hund und womöglich die ausführung der übung beeinflusst?  als anfänger:in kann und muss man das nicht wissen, man sollte es aber im training erfahren.

2. abstand
wird darauf geachtet, dass die hunde ausreichend abstand zueinander (und ggfs. zu anderen menschen) einhalten können, oder müssen sie bei übungen dicht and dicht liegen und auf knappstem raum aneinander vorbeimarschieren?
wieviel abstand ein hund braucht, kann variieren, es sollte aber darauf eingeganen werden.
und keinesfalls dürfen die hunde genötigt werden, gegen ihre höflichkeitsregeln oder gar ihr sicherheitsbedürfnis zu verstoßen.
sonst riskiert man zunehmende probleme mit unverträglichkeiten.

3. belohnung
dass die hunde über positive bestätigung erzogen werden, sollte selbstverständlich sein.
doch welche belohnungen werden verwendet und wirken die für den hund auch wirklich als belohnung?
tätscheln zum beispiel tut das oft nicht,  zergelspiele zwischendurch stören die konzentration fürs lernen
und futter sollte gezielt als belohnung und nicht bloß als lockmittel verwendet werden. also genau schauen!

4. hundekontakte
egal, ob es in der kursgruppe freilauf für alle oder für einzelne hunde miteinander gibt oder begegnungen nur an der leine stattfinden, jede form dieser hundekontakte muss gemanagt werden. soll heißen: so organisiert und beaufsichtigt, dass die hunde nur positive erfahrungen mitnehmen, dass keiner im spiel gemobbt oder bei einer leinen-begegnung überfordert wird. und jedenfalls muss der/die trainer/in bei den allerersten anzeichen, das was nicht passt, sofort (und ruhig) eingreifen.

5. stress
um das thema übermäßiger aufgeregtheit und stress im alltag wie im kursgeschehen kommt man heutzutage bei keinem hund herum.
kein drama, wenn man bescheid weiß, wenn man im hundeunterricht nicht nur darauf hingewiesen wird, sondern auch lösungsansätze vermittelt bekommt, wie man den hund nicht bloß im moment „ruhig stellt“, sondern wie man insgesamt ruhe und gelassenheit aufbauen kann.

6. ruhepausen
eine kursstunde oder trainingseinheit mit 50 oder 60 minuten oder noch mehr, ist für den hund ganz schön viel.
er soll sich ja konzentrieren, aufmerksamkeit beim menschen haben, nicht auf die ablenkung rund um ihn einsteigen und dann noch was neues lernen. da raucht der kopf und spannen die nerven. ohne ruhepausen geht es nicht – egal, ob eine wirkliche pause eingelegt oder mit einem ruhigen suchspiel für ein kurzes durchschnaufen gesorgt wird. pausen sind nicht verlorene zeit, sondern voraussetzung fürs lernen.

7. erklärungen
welche übungen und aufgaben auch immer erarbeitet werden, von den trainer:innen ist nicht nur zu erwarten,
dass sie klare anleitungen geben, sondern dass sie diese auch erklären können. wer auf die frage „warum macht man das so?“ und „wieso macht mein hund das (nicht)?“ keine brauchbare erklärung bekommt, ist vielleicht nicht am richtigen ort.

natürlich gibt es noch eine ganze reihe anderer qualitätsmerkmale von guten hundeschulen.
darüber könnte man sich noch lange gedanken machen.
verkehrt liegt man mit diesen 7 punkten aber jedenfalls nicht.

 

 

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clicker oder markerwort – was ist besser?

clicker

clickertraining und vor allem das freie formen als wunderbare geistige auslastung werden immer beliebter.
(was das freie formen ist und welche vorteile der clicker bringt, hab ich hier mal kurz beschrieben).

eine frage, die in dem zusammenhang immer wieder auftaucht, ist die:
soll/muss man den clicker verwenden
oder wäre ein markerwort nicht besser?

markersignale

im prinzip funktioniert die bestätigung für den hund mit beidem gleich.
man kann einen clicker nehmen, man kann eine signalpfeife verwenden,
man kann mit einem kurzen wort bestätigen
und man könnte ein beliebiges kurzes und prägnantes geräusch zum markersignal machen.

es muss nur jedes markersignal anfangs als solches konditioniert werden.
der hund lernt dabei:
der click/das geräusch/das wort heißt – jetzt kommt gleich keksi.

wichtig: dieses markersignal kommt auch nur dann,
wenn es die bedeutung hat „das eben war goldrichtig!“
und es kommt nur, wenn darauf die futterbelohnung folgt.
ganz egal, ob man den clicker, ein wort oder was anders nimmt.

(sollte jemand die leise hoffnung gehabt haben,
ein markerwort statt der futterbelohnung nehmen zu können,
also wie ein loben statt leckerchen, dann sorry.
so funktioniert das nicht).

der clicker

clicker gibt es inzwischen in den unterschiedlichsten varianten:
den klassischen knackfrosch-ähnlichen, den knopfklicker,
große und kleine, lautstärkenverstellbare und ringklicker.
da ist für jeden was dabei.

der große vorteil vom clicker:
das geräusch bleibt immer gleich.

es ist nicht mal lauter, mal leiser, mal angespannter und mal relaxter.
es ist vollkommen neutral.

(warum das wichtig ist und mehr hintergründe zum clickern gibt es übrigens im fach-webinar „freies formen und markersignale im alltagseinsatz“)

die bestätigung ist für den hund damit sehr klar und gut verständlich,
sie wird nicht überlagert vom text und von emotionen des menschen.
(vorausgesetzt der mensch hält sich an die regel, nicht zusätzlich noch zu reden).

der clicker hat aber auch einen nachteil:
man muss ihn im richtigen moment in der hand haben.

wenn man erst danach kramen muss oder einem aus den fingern flutscht,
dann verpasst man den richtigen moment für den klick und ist zu spät dran.
ganz blöd wäre, wenn man ihn erst gar nicht dabei hat,
zuhause vergessen oder gar verloren hat.

mit der eigenen stimme passiert einen das nicht.

markerwort

der größte vorteil eines markerworts ist genau der:
man hat es immer dabei.

man muss nicht extra einen gegenstand mitführen,
sondern ist immer einsatzbereit und hat außerdem die hände frei.

verwendet man ein markerwort muss das allerdings unbedingt eines sein,
das im sonstigen leben nicht vorkommt und das man selber zuerst gut eingeübt hat.

es soll ja jedesmal in der exakt selben stimmlage, im selben tempo und der gleichen lautstärke kommen.
wird das markerwort – zum beispiel „yep“ – mal langgedehnt gesäuselt, mal begeistert laut gerufen
oder mal frustriert hervorgepresst, geht das am sinn der sache vorbei.

das ist auch schon der erste nachteil des markerworts:
bei aller übung gelingt es einem nicht wirklich,
es genau so neutral zu halten wie ein clickersignal.
gerade beim einstieg ins freie formen macht das aber einen großen unterschied für den hund.

einen zweiten nachteil hat das markerwort auch noch: es ist langsamer.

das liegt daran, wie unser gehirn arbeitet.
fürs drücken des clickers ist der motorische teil des gehirns zuständig,
der arbeitet unwillkürlich und flott.
ein markerwort dagegen muss durchs deutlich komplexere sprachzentrum des gehirns
und ist dadurch langsamer.

wer schon sehr clicker-routiniert ist und über exzellentes timing verfügt,
kann das im training wettmachen und trotzdem den richtigen moment fürs bestätigen erwischen.
einsteiger haben dabei größere schwierigkeiten.

fazit

sowohl der clicker wie das markerwort haben verschiedene stärken und schwächen.

für den einstieg empfiehlt sich allerdings der clicker mehr.
er ist leichter neutral zu halten und schneller und es gelingt damit eine sache besser,
die den meisten anfängern schwer fällt:

man gerät nicht so schnell in versuchung, mit dem hund beim clickern zu reden.

die bestätigung über das markersignal soll die sache ja klar, neutral und verständlich machen.
daher soll man nicht zusätzlich noch während (!) der übung loben, anfeuern oder gar verbale hinweise geben.

theoretisch ist uns das klar,
in der praxis fällt es uns aber manchmal schwer, nicht doch was zu sagen.

wenn wir den clicker verwenden und uns ganz stumm schalten ist das einfacher,
als wenn wir ein markerwort nutzen und damit die stimme aktiv bleibt.

der hund braucht am anfang auch ein wenig, um die regeln zu verstehen.
je weniger wir ihn dabei verwirren und je klarer unsere bestätigung ausfällt, umso besser.

hat der hund mal das freie formen verinnerlicht und sein mensch routine mit markersignalen gesammelt,
dann spricht auch nichts,  mit einem markerwort (weiter) zu arbeiten.

das wichtigste aber: hauptsache es wird überhaupt geclickert und der hund hat seinen spaß am freien formen!
wer’s mal ausprobieren mag, findet die anleitung und erste spannend aufgaben im kurs „clicker spaß“. 

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was kann mantrailing wirklich? vorteile und 5 fehler

mantrailing

mantrailing erfreut sich zunehmender beliebtheit.
denn dabei geht es nicht nur darum, dass der hund erfolgreich eine versteckte person findet
(oder im ernstfall einen vermissten menschen),
sondern es ist mehr gefordert.

die intensive schnüffelleistung verlangt dem hund einiges an konzentration ab.
eine spur ist selbst für einen gut ausgebildeten hund nicht immer glasklar,
sie wird verwirbelt, gekreuzt und verweht. sie zerfällt im lauf der zeit allmählich.
mal ganz zu schweigen von den vielen anderen – häufig hochinteressanten – gerüchen,
die die spur überlagern und die der hund außer acht lassen muss.

deswegen schult mantrailing die konzentration des hundes und bietet ihm hohe geistige auslastung.
allerdings ist es nicht für jeden hund gleich gut geeignet, also vorsicht.

(mehr zu dem thema demnächst im neuen webinar „die 3 stufen der geistigen auslastung“, für das du dir gleich hier deinen platz reservieren kannst (kostenlos):

doch nicht nur die hundenase und ihre leistung sind gefragt.
erfolgreiches mantrailen setzt gute teamarbeit zwischen hund und mensch voraus.

teamwork

der mensch ist beim trailen ja nicht bloß passiver begleiter am anderen ende der leine,
dessen rolle sich darauf beschränkt, am ende die belohnung herauszurücken.

er muss dem hund erstmal das trailen überhaupt beibringen und verstehen,
was seine aufgabe dabei ist.

riechen kann der hund ja, das muss ihm niemand erst zeigen, wie’s geht.
sehr wohl aber muss man ihm zeigen, was er denn riechen soll
und ihm ermöglichen, die aufgabe erfolgreich zu bewältigen – auch durch die verschiedenen lernphasen des trailens hindurch.

der mensch braucht dazu einerseits eine gute vorstellung davon, was die hundenase sowieso kann.
und andererseits eine genaue einschätzung seines hundes und dessen körpersprache,
um ihn effektiv unterstützen zu können, wenn er es braucht,
sowie ihn in ruhe zu lassen und ihm zu vertrauen, wenn der hund es besser weiß.

und genau dabei passieren uns die fehler.
besser gesagt: genau darauf sind sie zurückzuführen.
denn wir mischen uns an der falschen stelle ein und lassen den hund im anderen moment im stich.

5 häufige fehler

mantrailing kann aber nur dann seine vorteilhafte wirkung entfalten,
wenn uns nicht die folgenden fehler passieren.

1. aufbau für doofe

um dem hund beizubringen, dass er einer spur folgen soll, braucht er nur zwei dinge:
a) er muss wissen, welche spur wir meinen
b) er muss einen grund haben, der spur zu folgen.

mehr nicht.

man muss ihm die spur nicht zeigen,
man muss sie ihm nicht mit leuchtspray in die wiese zeichnen –
also keine leckerchen in jeden fuss-stapfen der spur legen.

das führt bloß dazu, dass der hund zuerst denkt,
es geht um eine leckerchensuche und gar nicht so sehr um den menschengeruch in der spur.
dass hunde trotz dieser methode das fährtengehen und trailen lernen,
spricht sehr für die intelligenz der hunde (weniger für die des menschen).

2. (unabsichtlich) lenken

oberstes devise beim mantrailen ist:
der hund sucht und der mensch soll ihn dabei nicht stören.

wir sollen dem hund und seiner nase vertrauen,
statt einzugreifen und ihn zu korrigieren.
wie oft hat sich nicht jemand schon gedacht:
hier lang kann es nicht gehen, den hund von der spur genommen –
nur um dann draufzukommen, dass der hund recht gehabt hätte.

das problem besteht nun darin, dass wir den hund oft unbewusst lenken.
vor allem dann, wenn wir ungefähr wissen, wo die versteckte person ist
oder wenn ein/e trainer/in mitgeht, die das wissen.

das führt unweigerlich dazu, dass wir einfluss auf den hund nehmen.
wir zögern an einer stelle, gehen an einer anderen forsch weiter (obwohl der hund zögert),
bleiben nicht exakt hinter dem hund, sondern schieben uns seitlich vor, etc.

der hund reagiert sehr sensibel auf diese lenkmanöver,
vor allem, wenn er noch nicht viel routine hat oder unsicher ist.
passt man nicht wirklich gut auf, hat man im handumdrehen einen hund,
der nur „findet“, solang eine begleitpersond dabei ist, die das versteckt kennt.

auf sich allein gestellt scheitert er kläglich, weil er gar nie gelernt hat,
sich auf seine nase zu verlassen, und „nur“ den menschlichen hinweisen zu folgen.

3. spur verlieren

so sehr man dem hund vertrauen und ihn nicht stören soll,
so sehr gilt auch etwas, was nach dem gegenteil klingt:

man muss erkennen, wann der hund die spur verloren hat,
und darf ihn dann nicht einfach weiterlaufen lassen.

denn dort, wo keine spur mehr ist, kann der hund sie auch nicht wieder aufnehmen.
selbst, wenn man ihm den geruchsträger noch ein dutzendmal unter die nase hält,
ist er mal 20 oder 30 meter oder noch weiter von der spur abgekommen,
ist da nichts mehr, was er wieder finden könnte.

der job des menschen ist es daher,
den eigenen hund gut zu lesen und zu wissen.
ob der hund noch auf der spur unterwegs ist oder
ob man ihn ggfs. nochmal ein stück zurücksetzen muss an eine stelle,
wo tatsächlich noch ein spur vorhanden ist, damit er der wieder folgen kann.

4. keine fehler machen lassen

letzteres gilt allerdings nur dann, wenn es nötig ist.
also dann, wenn der hund nicht von sich aus feststellen würde,
dass er nicht mehr auf der spur ist
und wenn er sich nicht von sich aus korrigieren könnte.

sagen wir mal, der hund folgt dem trail, biegt in eine seitengasse ab
und es ist klar, dass das falsch ist.
dann haben wir die wahl:

den hund gleich stoppen oder gar nicht erst abbiegen lassen,
dann kann er keinen fehler machen, daraus aber auch nicht lernen.

oder aber ihn ein paar meter in die seitengasse gehen lassen,
bis er merkt, dass da keine spur mehr ist, umdreht und
eine wichtige lektion gelernt hat:
gleich merken, wenn er die spur verliert und darauf zurückkehren.

je nach hund und trainingsstand kann mal das eine, mal das andere richtig sein.
fürs eigenständige arbeiten des hundes, das er beim trailen ja braucht,
ist aber auch nötig, dass er fehler machen und daraus lernen kann.

5. motivation nehmen

ein hund ist beim trailen dann gut,
wenn er die aufgabe verstanden hat und routine erwerben konnte
und wenn ihm die sache spaß macht, wenn er also mit feuereifer dabei ist.

der feuereifer ist meist nicht das problem, wenn der hund einigermaßen gerne die nase einsetzt
(und welcher hund tut das nicht!).

außer der mensch schaltet sich als spaßbremse dazwischen.

wenn minutenlange umständliche startrituale abzuwarten sind –
lange nachdem der hund schon loslegen will –
weil da erst mal brustgeschirr gewechselt wird (völlig unnötig),
weil der mensch erst die schleppleine entknoten muss usw.,
dann nervt alleine die warterei schon.

hat der hund den geruch bereits in der nase und will starten,
und bekommt dann die tüte mit dem geruchsträger noch dreimal unter die nase gehalten
oder wird gar verlangt, dass er den ganzen kopf reinsteckt
und man stülpt ihm die tüte richtig über die nase,
ist das ekelhaftes bedrängen und kann zu richtigem meideverhalten beim hund führen.

kommen dann noch leistungsdruck dazu,
häufiges verkehrtes eingreifen und störungen für den hund,
dann ist der spaß entgültig dahin und der hund „mag nicht trailen“.
am trailen liegt’s dann allerdings nicht…

fazit

das mantrailing kann eine wunderbare beschäftigung für hund und mensch sein.
betonung auf kann. 

denn man muss sich die trainer:innen dafür schon sehr gut aussuchen,
wenn man nicht am ende mit einem hund dastehen will,
der nicht ohne begleitpersonal mit versteck-kenntnissen nichts findet
und der immer wieder eigene „motivations-trails“ braucht, um überhaupt spaß an der sache zu haben.

allerdings gilt das wohl sowieso für fast jede form der hundeerziehung…

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warum du deinen hund NICHT auspowern solltest: 1 hauptgrund und 3 weitere

hund auspowern

immer wieder hören wir, dass wir den hund auspowern müssen,
dass wir ihm viel bewegung verschaffen und ihn so richtig müde machen sollen.

aber stimmt das auch?

nein! mitnichten.

ganz im gegenteil macht das auspowern das problem oft noch schlimmer.

das problem ist ja, dass der hund vermeintlich zu viel energie hat,
dass er daher ungeduldig und stürmisch reagiert
und einem dann empfohlen wird: der braucht mehr auslastung.

zu einem kleinen teil stimmt das.
allerdings braucht er in erster linie auslastung für den kopf.

(mehr dazu demnächst im neuen webinr „die 3 stufen der geistigen auslastung“, für das du dir gleich hier deinen platz reservieren kannst (kostenlos):

was der hund außerdem braucht ist mehr ruhe im leben.

ja, er braucht bewegung.
es sollte aber mehrheitlich ruhige, gemächliche bewegung mit viel schnüffeln sein.

gegen einen gelegentlichen sprint oder ein kurzes rumtoben mit anderen hunden spricht gar nichts.
nur zuviel soll es nicht sein, denn dann kippt die sache ins gegenteil.

schnelles rennen, bällchen oder stöckchen hetzen,
wildes rangeln oder zerren und alle anderen formen von körperlicher bewegung,
die viel energie brauchen, brauchen zu ihrer ausführung nämlich noch etwas anderes:

adrenalin.

aufputschmittel adrenalin

das adrenalin ist wesentlich beteiligt daran, die energie für kraftvolle bewegung bereit zu stellen.
ohne adrenalin kommt man nicht in die gänge.

wird das stresshormon adrenalin angeworfen, kommt auch das zweite stresshormon cortisol ins spiel.
mehr stresshormone sind aber das letzte, was der hund heutzutage braucht.

mehr stresshormone im körper heißt:
mehr anspannung, ein chronisch hoher erregungspegel, stressbelastung
und alle ihre folgen für das verhalten und die gesundheit des hundes.

praktisch alle beschäftigungsformen, die zum „auspowern“ üblicherweise empfohlen werden,
führen zu etwas mehr oder sehr viel mehr stress beim hund.

stress aber wiederum macht hibbelig, unruhig –
und vermittelt so den eindruck, der hund brauche mehr auslastung.

man versucht also, ihn noch mehr auszupowern – und macht damit alles noch schlimmer.
den hund durch „auspowern“ immer weiter aufzuputschen, macht also keinen sinn.

3 weitere gründe

darüber hinaus gibt es weitere gute gründe, das „auspowern“ gründlich zu überdenken.
denn es bleibt ja nicht bei den stresshormonen alleine.
die sache hat auch andere unangenehme folgen.

1. anerzogene impulsivität

weite bereiche der hundeerziehung bestehen daraus,
dem hund impulskontrolle zu vermitteln
und ihm selbstbeherrschung als erfolgreiche strategie zur bewältigung von aufregenden situationen beizubringen.

das ist auch gut und wichtig.

doch dann gehen wir her und powern ihn mit spielen und aktivitäten aus,
die fast immer seine impulsivität fördern.

er hetzt einem wegrennenden impuls hinterher (einem bällchen, einem frisbee, der reizangel…),
ganz wie im jagdverhalten übrigens.
im nächsten moment soll er aber wieder ganz cool und kontrolliert sein,
wenn ein hase vor ihm aufspringt oder auch nur ein radfahrer vorbeizischt.

er tobt auf der hundewiese fast täglich eine halbe stunde oder länger mit anderen hunden rum,
soll aber bei jedem hund an der leine gesittet und desinteressiert vorbei gehen.

schwierig!

schlauer wäre es, bei der auslastung des hundes jene qualitäten zu fördern,
die wir sonst auch brauchen: gelassenheit, aufmerksamkeit, geduld…
oder zumindest nicht das gegenteil einzuüben.

2. konditionierte aufregung

nicht zuletzt ist das deswegen wichtig,
weil der hund auch beim auspowern laufend lernt.

er lernt ja nicht nur, dass sich sein impulsives verhalten lohnt.
er lernt auch unwillkürlich, auf emotionaler ebene
(durch die sogenannte „klassische konditionierung“),
was alles im leben aufregung verheißt.

genau: verheißt.
nicht bloß tatsächlich verursacht.

wenn er andere hunde praktisch immer als kumpel für wilde spiele erlebt,
dann findet er die noch aufregender als ein hund andere hunde sowieso schon findet.

wenn er sich bei wurfspielen in große aufregung reinsteigert
(egal, ob er die als freudige aufregung erlebt),
dann reicht schon der anblick eines balls und er flippt halb aus.

der hund verknüpft ziemlich willkürlich unterschiedliche facetten einer situation mit dem erlebten.
er lernt sozusagen die aufregung, die im auspowern steckt, als fixen bestandteil mit –
für den ort des geschehens, für spielobjekte, für involvierte menschen – für alles mögliche.

die aufregung setzt dann automatisch schon ein, wenn er auf irgendeine element trifft,
das er mit dem auspowern verknüpft hat.

manchmal ist diese konditionierte aufregung harmlos –
wenn sich der hund über die raschelnde plastiktüte mit den leckerchen freut –
oftmals kann sie recht unangenehm werden –
wenn der hund im auto fiept und bellt, wenn’s in richtung hundewiese geht
oder wenn er kinder mit stöckchen in der hand stürmisch anspringt.

mal ganz abgesehen davon, dass auch die konditionierte aufregung vom hund als echt erlebt wird und zu seinem stresspegel beiträgt.

3. körperliche überlastung

kommen wir am schluss noch zu einem aspekt des auspowerns,
der oft gar nicht so auffällt:

was sie nämlich mit dem hundekörper macht.

die allermeisten formen des auspowerns gehen mit schnellen, oft ruckartigen bewegungen einher
(schnelle starts dem ball hinterher, sprünge, rennen mit hakenschlagen und verrenkungen….)
oder aber mit lang andauernder gleichförmiger körperlicher belastung
(laufen neben dem rad, alle formen von zug-arbeit,….).

das führt sehr schnell zur körperlichen überlastung,
insbesondere im bewegungsapparat.

während man muskelzerrungen oder verletzungen gleich mitkriegt (hoffentlich jedenfalls!),
bleiben die langzeitfolgen unbemerkt – sind aber wesentlich ernsthafter.

abgenutzte gelenksknorpel, eingerissene muskelfasern, überlastete bänder und chronische muskelverspannungen sind die häufigsten folgen.
es heißt dann, dass es „alterserscheinungen“ des hundes wären.
natürlich spielt das alter dabei eine rolle – eben weil jahrelange intensive überlastung zu folgeschäden führt.
(man braucht nur mal spitzensportler so 10 jahre nach ihrer aktiven zeit fragen!)

verschlimmert wird das noch dadurch, dass es in der regel kein vernünftiges aufwärmen und abkühlen für den hund gibt.
nein, der rennt bei der haustür raus oder steigt aus dem auto und schon fliegt das stückchen,
er läuft ohne entsprechendes aufbautraining hin und wieder mal ne stunde neben dem rad her,
oder steht grad aus seinem körbchen auf und schon wird wild gezergelt
(und seine hals- und schultermuskulatur soll heftiges rucken verkraften).
und so weiter…

wer seinen hund lange jahre fit und schmerzfrei halten möchte,
tut gut daran, das bleiben zu lassen.

vernünftige auslastung

„auspowern“ ist also die falsche strategie.

wer sich mit hunden wirklich auskennt, weiß,
dass sie neben ihren spaziergängen zwei dinge brauchen:

viel ruhe.
(nein, sie langweilen sich nicht, wenn sie 18 oder 19 stunden des tages einfach schlafen,
wir müssen da kein schlechtes gewissen haben, im gegenteil!)

und echte auslastung.
das ist jene, wo sie im kopf gefordert werden, neues erkunden und ausprobieren können
und ihre geistigen fähigkeiten auf angemessene weise zum einsatz kommen.

dabei sollte man den hund weder über- noch unterfordern.
weshalb es auch wichtig ist, die verschiedenen stufen der geistigen auslastung zu kennen
und zu wissen, auf welcher der eigene hund gerade steht
(mehr dazu dann demnächst im webinar „die 3 stufen der geistigen auslastung“)

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was die art der begrüßung über deinen hund aussagt

begrüßung hund

die begrüßung vom hund beim heimkommen ist was ganz besonderes.
er freut sich, man selber freut sich und es verrät doch,
wie groß die liebe des hundes zum menschen ist.

oder?

ich muss euch enttäuschen:
die liebe des hundes ist nicht umso größer, je begeisterter er einen begrüßt.

wir reden dabei noch gar nicht übers – meist weniger erwünschte – hochspringen beim begrüßen,
das in aller regel ein anerzogenes verhalten ist,
weil schon der welpe dafür mit falsch gegebener aufmerksamkeit (inklusive schimpfen!) belohnt wurde.

wir reden vielmehr von der normalen begrüßung,
vom freudigen, aufgekratzten, fröhlich wedelnden hund.
denn die art, wie der hund seinen menschen begrüßt, sagt etwas über den hund aus.

wir schauen uns dabei nur die freundlichen begrüßungen an.
leider gibt es auch hunde, die beim anblick ihres menschen eher das weite suchen –
das sind entweder angsthunde, die mit menschen (vor allem in geschlossenen räumen) probleme haben.
oder aber hunde, die gute gründe dafür haben, sich von ihrem menschen fernzuhalten.

für heute gilt unsere aufmerksamkeit aber nur den hunden,
die ihre menschen voller freude begrüßen.

begrüßungsfreude

die freude kann sich dabei recht unterschiedlich äußern.
was soweit völlig in ordnung ist,
schließlich sind hunde individuen und drücken sich unterschiedlich aus.

einige aspekte der begrüßung verraten uns aber mehr über den hund –
und darüber, was er wirklich braucht.

im wesentlichen lassen sich drei typen unterscheiden:

1. freundlich, interessierte begrüßung

kommt einem der hund freundlich wedelnd entgegen,
sagt mal kurz hallo und schnuppert vielleicht ab,
welche gerüche man so mitbringt,
wäre das im wesentlichen der normalfall.

der hund freut sich, er nimmt kurz kontakt mit seinem menschen auf
und alles ist in ordnung.

vor allem ältere hund oder zurückhaltende naturelle ziehen diese begrüßung vor.
sie heißt nicht, dass der hund einen weniger liebt als einer,
der sich einem stürmisch in die arme wirft.

diese form der begrüßung finden wir bei gelassenen hunden,
die in sich ruhen, die eine sichere bindung zu ihrem menschen haben
und daher nach einer normalen, kurzen abwesenheit ihres menschen kein großes theater machen müssen.

manchmal bleiben sie sogar in ihrem gemütlichen körbchen liegen
und beschränken ihre wiedersehensfreude auf ein paar freundliche klopfer mit der rute.

kein grund zur sorge, im gegenteil!
der hund fühlt sich wohl, vertraut auf seinen menschen und ist entspannt.

2. wuselige, überschäumende begrüßung

anders sieht die sache aus, wenn sich der hund bei der begrüßung überschlägt.
da kommt man morgens einfach aus dem schlafzimmer
oder war grad mal kurz einkaufen,
und der hund wirft sich an einen ran,
als wäre man 100 jahre weg gewesen.

ganz typisch bei dieser form der begrüßung ist,
dass der hund starke beschwichtigungssignale zeigt, ‚
die ohren nach hinten legt und sich mit geduckter körperhaltung an einen ranwirft.
manchmal kommen fiepende oder winselnde geräusche dazu.

in der extremen form dieser begrüßungsform
(manchmal auch als „submissive“ begrü8ung bezeichnet),
verliert der hund sogar ein wenig harn vor lauter aufregung,
vor allem, wenn er noch ein welpe oder ganz frisch im haus ist.

diese art der begrüßung finden wir bei unsicheren hunden,
die sich vor allem ihrer bindung zum menschen noch nicht sicher sind.
im bindungsverhalten unterscheidet man unterschiedliche typen
und ein indikator dafür ist die art der begrüßung nach kurzer trennung
(mehr zum thema im fach-webinar „bindungsverhalten beim hund“)

übersetzen könnte man die begrüßung sinngemäß mit einem
„gott sei dank bist du wieder da, gott sei dank, gott sei dank, 
ich hab mich so unsicher und allein gefühlt ohne dich“

der hund drückt also nicht seine übergroße liebe zum menschen aus,
sondern seine bedürftigkeit nach rückhalt und seine unsicherheit.
was dieser typ hund braucht, ist vor allem viel stabilität in seinem leben und mehr selbstvertrauen. 

3. stürmische, überdrehte begrüßung

nicht verwechseln sollte man die unsicher wuselige begrüßung mit der stürmischen und überdrehten.

dabei reagiert der hund überschwenglich auf seinen menschen,
wirft sich an ihn ran, springt vielleicht an einem hoch,
rennt rund um die beine, bellt vielleicht sogar
und zeigt alle anzeichen – auch mimisch – von großer aufregung.

wir finden das einerseits bei jenen hunden,
die grade oder generell in ihrem leben einen erhöhten erregungspegel haben
und dann mit der extra aufregung des heimkommenden menschen nicht mehr ruhig umgehen können.

ganz typisch: auch andere extra aufregung wie hundebegegnungen draußen zum beispiel überfordern sie schnell.

andererseits legen hunde dieses verhalten auch dann an den tag,
wenn sie einfach gelernt haben, dass man das „so macht“.
das aufgedrehte verhalten des welpen oder der anfangszeit wurde vom menschen so oft belohnt –
durch streicheln und reden mit dem hund, später vielleicht sogar durch strenge ermahnung als ansprache –
dass der hund das so als richtig abgespeichert hat.

vielleicht hat er sogar eine konditionierte aufregung aufgebaut.
sprich: die begrüßungssituation so oft als sehr aufregend erlebt,
dass er nunmehr automatisch davon ausgeht, dass begrüßungen sehr aufregend sind
und sich unwillkürlich reinsteigert.

in allen diesen fällen gilt jedenfalls als erster schritt:
der aufregungspegel muss runter, der hund braucht stressabbau –
und oft reicht alleine das schon aus, damit der hund seinen menschen wieder normal freudig begrüßen kann.

hundeliebe

die liebe unserer hunde zu uns äußerst sich auf so viele unterschiedliche arten.
ganz häufig an kleinen und unauffälligen gesten und verhaltensweisen.

ein hund muss kein großes theater machen, um uns seine liebe mitzuteilen.
auch nicht bei der begrüßung.

die frage ist immer, wie viel wir von den weniger auffälligen ausdrucksformen mitkriegen.
und ob wir selber das große theater brauchen…